Willkommen zum zweiten Teil der Reihe Grundkurs Sucht. Im ersten Teil haben wir uns angeschaut was Sucht eigentlich ist. Diesen Beitrag findest du hier. Heute möchte ich Dir erklären, wie Sucht entsteht.
Zunächst einmal muss gesagt werden, dass Sucht nicht von heute auf morgen entsteht, sondern sich in einem Prozess entwickelt, dem sogenannten Suchtprozess.
Dieser sieht wie folgt aus:
1. Phase: Genuss → 2. Phase: Gebrauch → 3. Phase: Gewohnheit → 4. Phase: Missbrauch → 5. Phase: Sucht
Erst wenn alle die Phasen durchlaufen sind, kann man von Sucht sprechen. Die einzelnen Phasen gehen fließend ineinander über. Es wird also nicht erst die 1. Phase abgeschlossen und dann die 2. Phase eingeleitet. Der Betroffene merkt den Übergang selbst nicht.
Gehen wir anhand der Spielsucht mal das Phasenmodell durch.
1. Phase: Genuss
Die Person kommt hier zum ersten mal mit dem Suchtmittel, in meinem Fall dem Geldspielautomaten, in Berührung und macht positive Erfahrungen. Das heißt erster Geldgewinn und Hochgefühl beim Spielen. Es muss nicht unbedingt ein eigener Gewinn sein. Durchaus ausreichend ist der Gewinn eines anderen Anwesenden. Bei manchen Menschen reicht schon der Kick aus, der durch die Möglichkeit eines potenziellen Geldgewinns, ausgelöst wird.
2. Phase: Gebrauch
Durch das anfänglich ausgelöste Hochgefühl des ersten Genusses, sei es durch einen Geldgewinn oder aber rein durch die alleinige Chance eines Geldgewinns, wird der Betroffene dazu gebracht wieder und wieder spielen zu gehen.
3. Phase: Gewohnheit
Mit dem regelmäßigen Gebrauch stellt sich eine gewissen Gewöhnung ein. Hier entscheidet sich, ob der Betroffene ein problematisches Verhalten an den Tag legt, oder nicht.
4. Phase: Missbrauch
Der Betroffene weißt bereits ein problematisches Spielverhalten auf. Nun nutzt er das Glücksspiel, um Problemen aus dem Weg zu gehen und sich gut zu fühlen. Der Übergang zur 5. Phase ist hier besonders fließend.
5. Phase: Sucht
Der Betroffene hat nun die Kontrolle über sein Verhalten verloren. Selbst wenn er aufhören möchte zu spielen, kann er es nicht mehr ohne weiteres. Das Glücksspiel bestimmt nun größtenteils sein Leben. Das Glücksspiel wirkt sich negativ auf alle anderen Lebensbereiche aus. Ohne Hilfe von außen, ist es dem Betroffenen nun nur noch schwer möglich, oft auch gar nicht möglich, gegen die Sucht anzukämpfen.
Hier siehst Du das 5 Phasen Modell noch einmal als Infografik:
Die Infografik kannst Du im gesperrten Downloadbereich herunterladen und gerne verwenden. Ein Hinweis auf die Herkunft wäre nett =):
Es gibt ein weiteres Phasenmodell, bezogen auf die Glücksspielsucht. In diesem gibt es allerdings nur drei Phasen.
1. Die Gewinnphase
In der Gewinnphase wird gelegentliches Spielen durch häufige Gewinne und positive Erfahrungen belohnt. Der Betroffene erlangt ein gesteigertes Selbstwertgefühl und beginnt Phantasien über große Gewinne zu entwickeln.
2. Die Verlustphase
In der Verlustphase wird die Spielintensität (Spielhäufigkeit und Spieldauer) gesteigert. Dies wird durch häufigere Verluste begleitet. Das Glücksspiel rückt immer mehr in den Vordergrund des Betroffenen, was so sozialen und beruflichen Spannungen führt. Das Spielen wird vor der Familie, dem Partner und den Arbeitskollegen verheimlicht. In den allermeisten Fällen entwickelt der Glücksspieler ein pathologisches Lügenverhalten (auch genannt Pseudologie; siehe Wikipedia). Das Lügen verhilft dem Betroffenen dem Glücksspiel weiter nachzugehen. Kurzfristige Konfliktentstehung wird so versucht, zu vermeiden. In der Verlustphase versucht der Betroffene, Verluste durch weitere und höhere Einsätze wieder hereinzuholen.
3. Die Verzweiflungsphase
In dieser Phase kommt es zu einem gänzlichen Kontrollverlust. Dadurch entstehen Folgeschäden, wie Veränderung der Persönlichkeit, Entwicklung einer Depression, sozialer Abstieg durch Verschuldung (Jobverlust, Wohnungsverlust, Verlust des Partners etc.), oftmals illegalen Handlungen, zur Beschaffung weiterer Geldmittel, und dadurch Vorstrafen bis hin zur Freiheitsstrafe, und letztendlich Suizidgedanken.
Hier siehst Du das 3Phasen Modell noch einmal als Infografik:
Auch diese Infografik kannst Du im gesperrten Downloadbereich herunterladen und gerne verwenden.
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Entstehung von Sucht nie nur eine einzige Ursache hat. Hier spielen die eigene Persönlichkeit und die damit verbundene Lebenserfahrung, das soziale Umfeld und die Wirkungsweise des Suchtmittels eine erhebliche Rolle.
Je geringer die Widerstandsfähigkeit der Person, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie eine Sucht entwickelt. Hier spricht man auch von Resilienz.
Resilienz bedeutet die Widerstandsfähigkeit oder Toleranz gegenüber Störungen in einem System. Das bedeutet, wie geht eine Person mit Problemen und Krisen um. Wenn du mehr über Resilienz nachlesen möchtest, kann ich dir folgende Ausarbeitung wärmstens ans Herz legen.
Nun die guten Nachrichten – man kann Resilienz entwickeln. Das heißt, dass man seine Widerstandsfähigkeit gegenüber Problemen und Krisen ausbauen kann.
Abschließend ist zu sagen, dass Suchtentstehung von vielen verschiedenen Faktoren abhängt und es viele Ursachen gibt, aus denen eine Abhängigkeit resultieren kann.
Ich hoffe, dass Du heute wieder etwas gelernt hast und viele nützliche Informationen erhalten.
In den ersten beiden Beiträgen haben wir nun das Thema Sucht im Allgemeinen behandelt. Die nächsten Beiträge werden das Thema Glücksspielsucht genauer beleuchten. Ist Selbsthilfe bei Glücksspielsucht möglich und gibt es verschiedene Therapie Möglichkeiten?
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Hier findest Du Soforthilfe bei Spielsucht:
Hier findest Du Hilfe als Angehöriger.
Danke für Deine Zeit.
Mo von Glückszone